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Kleines Ding mit großer Wirkung

von Simona Sedlářová

33 Zentimeter lang und ein Gewicht von 800 Gramm, das sind die Maße des ursprünglichen Mobiltelefons, als es 1983 auf den Markt kam. Ziemlich unpraktisches Monstrum, nicht wahr? Damals ahnte noch niemand, wie erfolgreich dieses kleine Ding rund um die Welt sein würde. Das große Kästchen verwandelte sich in ein elegantes, optisch ansprechendes Ding.

Und wie wunderbar es in die Hosentasche passt. Sogar joggen kann ich mit diesem Ding. Und was man damit alles machen kann? Nicht nur telefonieren, wie vor 25 Jahren, sondern auch SMS schreiben, seine Termine verwalten, fotografieren, Musik hören, ins Internet gelangen und Daten herunterladen und so weiter und so weiter. Man ist überall erreichbar, sogar auf dem Gletscher in der Seilbahn, in der letzten Zeit auch in der U-Bahn. Da kann man wirklich nichts einwenden und wir können den menschlichen Erfindungsgeist nur loben. Ich frage mich aber trotzdem, ob dieser technische Fortschritt auch ein Fortschritt für die Benutzer selbst ist?
Es klingelt einfach überall, obwohl man es nicht mehr so oft hört, es ist doch leise gestellt? Wenn man sich in einem Funkloch befindet, bricht die Nervosität aus und für viele ist es sogar eine Katastrophe, so dass sie sich dann wie Sünder fühlen. Aber früher ging es ohne Verbindung und die Welt brach nicht zusammen. Ich weiß, wir leben jetzt in einer anderen, digitalen Welt und ein Handy gehört automatisch dazu. Ich finde es praktisch, sich bei Verspätung sofort zu entschuldigen, bei einem Notfall sofort Hilfe herbeirufen zu können, wenn ich etwas vergesse, sofort anzurufen, damit der andere es erledigt, bringt, einkauft und so weiter. Mich stört aber der unsinnige und ewige Umgang mit dem Ding. Ich sitze in der S-Bahn, U-Bahn, im Bus, im Wartezimmer beim Arzt, am Mittagstisch in der Kantine, stehe im Supermarkt vor dem Regal oder in der Schlange, liege auf der Liege am Meeresstrand und weiß nicht mehr wo noch, Hauptsache: überall hat jeder dieses Ding in der Hand und telefoniert, schreibt, liest in ihm, sucht etwas oder kontrolliert einfach nur seine Funktion. Ich brauche mich eigentlich nicht mehr um Lesestoff zu bemühen, wenn ich das Handy dabeihabe. Und wie viele von uns gehen mit dem Ding schlafen? Meistens hat man es unter dem Kopfkissen, es hat doch einen praktischen Wecker mit vielen Funktionen, nicht wahr?
Überall strahlt das blau-lila Licht. Es gibt einige Fachstudien, die auf den möglichen Zusammenhang zwischen Handygebrauch und der Entstehung von Krebs hinweisen. Das Handy könnte auch folgendes verursachen: Seh- und Hörfehler, makulare Degeneration, die sogar zur Blindheit führt, Verlust des Gedächtnisses, Kopfschmerzen, Tumore, eine Reduktion von Samenzellen, Schlafstörungen oder Beschädigung der DNA. Kaum zu glauben? In fast jeder Zeitung oder Zeitschrift finden Sie heute mindestens einen Artikel zu diesem Thema. Aber wir mögen unser Handy so sehr, dass wir dies lieber nicht lesen wollen. Droht den Telekommunikationsfirmen eine Welle von Klagen, wie sie schon die Raucher auslösten? Bis jetzt existiert aber keine offizielle Forschung, die bestätigen würde, dass die Strahlung von Handys schädlich ist. SAR als spezifisches Maß der Absorption drückt die Energiemenge aus, die von dem lebenden Gewebe in dem elektromagnetischen Feld absorbiert wird. Die EU-Norm ist 2 W/Kg. Alle Mobiltelefone entsprechen der Norm.
Und am Ende eine bittere Realität, die man vor 25 Jahren nicht einmal im Traum ahnen konnte. Der alte Spruch: leugnen, leugnen und wieder leugnen, gilt heute bei Untreue nicht mehr. In der Zeit der mobilen Kommunikation, sozialen Netze und des Internets gilt jetzt ein neuer Spruch: löschen, löschen und wieder löschen. Eine Beziehung, die Sie jahrelang aufbauen, kann überraschend oft folgender Faktor kaputt machen: es genügt eine vergessene SMS-Nachricht, oder ein Foto oder eine E-Mail. Dass es sich nur um ein unschuldiges Spiel handelt, das können Sie Ihrem Partner nur sehr schwer erklären. Vielleicht verzeiht er, aber er vergisst nicht und dann kommen die logischen Folgen wie verlorenes Vertrauen.
Damals war es kaum zu glauben, dass dieses Ding einen Siegeszug erleben würde. Heute ist es kaum zu glauben, wie das Ding unser Leben in vielen Aspekten beeinflusst, denken wir vor allem an den gesundheitlichen. Ich frage mich trotzdem, ob das kleine Ding für den Benutzer nicht eine zu große Wirkung hat? Ist das Handy der ursprünglichen Idee nicht irgendwie außer Kontrolle geraten?



Simona Sedlářová, Dezember 2018