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Paprika,Würste und Gulasch...

von Viktor Novák


Wenn man an die ungarische Küche denkt, assoziiert man eben Paprika und Würste, oder die Kombination von beiden – Paprikawurst. Dieses Stereotyp ist in unserer Gesellschaft stark verankert, aber basiert die ungarische Küche tatsächlich nur auf Paprika?

Als unser Flugzeug  in Budapest gelandet ist, mussten wir uns erst orientieren und unsere Unterbringung finden. Gleich unterwegs lockten uns Cafés und Restaurants mit ihrer Atmosphäre und angenehmen  Gerüchen. Obwohl unser Flug nicht so lang  (eine Stunde) war, frühzeitiges Aufstehen und Check-in am Flughafen forderten seinen Tribut. Hunger und niedriger Koffeinspiegel im Blut zwangen uns, ein Café zu besuchen. Da wir uns im Stadtzentrum befanden, hatten wir kein Problem, ein Café zu entdecken, aber da waren vor allem nur die bekannten Franchise-Cafés und Restaurants, so lässt sich sagen, dass wir uns wie zu Hause fühlten. Obwohl wir in einer uns fremden Stadt waren, die Angst vor Alterität wirkte, und wir besuchten eben ein Franchise-Café.
Nachdem wir den Koffeinspiegel in den normalen Zustand gebracht hatten, fingen wir an, die Stadt zu besichtigen. Wir besuchten verschiedene Sehenswürdigkeiten und Parks. Im Nu war es Abend, die Sonne  ging unter und die Abendkälte kam, deswegen wollten wir schon in unsere Wohnung gehen und uns unterwegs noch etwas zum Essen holen. Wir gingen an einer Passage vorbei, wo ein Junge stand und die Passanten in ein Restaurant mit ungarischen Spezialitäten lockte, das man wegen der Lage übersehen konnte. Da wir Hunger hatten, sagten wir uns, dass wir das Restaurant ausprobieren könnten.

Nachdem wir hineingekommen waren, beeindruckte uns die Behaglichkeit des Restaurants. Das Interieur war in gelben Farbtönen gestrichen, womit die lackierten Holzmöbel kontrastierten. Die Dominante des Raums war der große Ziegelbackofen und eine Bar. Nebenbei stellten wir fest, dass es sich nicht nur um ein Restaurant handelte, sondern auch um eine Bäckerei.

Als uns die freundliche Bedienung die Speisenkarten gebracht hatte, fingen wir an, darin zu blättern. Bei meiner Auswahl spielte eine wichtige Rolle meine Sehnsucht nach einem typisch ungarischen Gang, wobei ich sehr überrascht war, dass nur wenige Gänge Paprika enthielten. Ich habe mich für gedämpftes Hirschfleisch mit Soße und Knödeln entschieden. Ich war sehr gespannt, was mir die Bedienung bringt.  Ein paar Minuten später bekam ich etwas, was ich nicht erwartet habe. Ich würde das als einen interkulturellen Transfer unseres Lendenbratens mit Semmelknödeln beschreiben, denn dieses Essen bestand eben aus dem Wild.

Nach dem leckeren Gang blätterte ich aus Neugier im Menü und suchte Nachspeisen, wo ich fand, was man überall finden kann. Palatschinken, oder Eierkuchen? Während des Durchblätterns stieß ich auch noch auf eine uns gut bekannte Mehlspeise, die Obstknödel. Es ging tatsächlich um kugelförmige Knödeln, die mit Obst gefüllt, mit Zucker bestreut waren und ähnlich schmeckten wie die in unserer Heimat.

Als wir satt und die Gläser leer waren, trafen wir die Entscheidung, loszugehen, aber weil es noch nicht so spät war, gingen wir auf dem Weg in unsere gemietete Wohnung an einem kleinen Laden vorbei, wo wir noch etwas typisch Ungarisches kaufen wollten. Das Geschäft war so ausgestaltet, dass man  plötzlich vor ein Weinregal geriet. Nach sorgfältiger Überlegung griffen wir zum Tokaji Furmint, einem Lieblingswein der Tschechen. Nach dem ersten Schluck begannen wir, diesen Wein mit dem Tokaji Furmint, den man in Tschechien kaufen kann, zu vergleichen. Obwohl der Name gleich war, der Flascheninhalt unterschied sich. Der ungarische Wein schmeckte fruchtig, der tschechische überwiegend säuerlich.

Als wir am nächsten Tag ohne Probleme von der vorherigen Nacht aufgestanden waren, gingen wir wieder in die Stadt, um Sehenswürdigkeiten aufzusuchen. Gleich am Morgen stießen wir auf eine Imbissbude mit der Aufschrift „kürtöskalács”. Was soll man sich darunter vorstellen? Nachdem wir näher gekommen waren, stellten wir fest, dass es sich um ein Äquivalent unserer „Trdelník”-Spezialität handelte. Dies war für uns eine Aufforderung es auszuprobieren, und danach kam natürlich eine Bewertung, wie beim Wein. Der Geschmack, muss ich sagen, war identisch mit dem Trdelník in Tschechien.

Nach dem Besuch des Bades war es wieder Zeit zu essen. Diesmal besuchten wir ein anderes Restaurant, das noch schöner und gemütlicher als das vorherige war. Obwohl man dort schon Gulasch finden konnte, beeindruckte mich diesmal die Schweinshaxe mit Käse, Sauerkraut und Nocken. Auf den Teller bekam ich richtig gebackenes Fleisch frisch aus dem Backofen, aber was mich überraschte, waren die Nocken mit Käse und Sauerkraut. Es schien wie das slowakische Gericht „halušky s bryndzou". Im Vergleich dazu wählten meine Freunde etwas Anderes aus. Sie bestellten einen Auflauf, der auch im Backofen gebacken wurde, aber der Kellner brachte ihn in einer Gusseisenpfanne. So ist der Auflauf richtig warm geblieben, so dass der Käse und der Schinken immer die richtige Konsistenz hatten. Fragen Sie sich, ob Paprika darin war? In beiden Gerichten konnte man keine Paprikaspuren finden. Auf  Paprika, Würste  und Paprikawürste stießen wir am letzten Tag auf dem Markt, wo man die Gewürze verschiedener Sorten kaufen konnte. Ob sie gut schmecken? Davon muss man sich selbst überzeugen und Ungarn besuchen, was ich nur empfehlen kann.

Wie man lesen kann, besteht die ungarische Küche nicht nur aus Paprika und Würsten, sondern auch aus Gerichten, die sehr ähnlich unserer Küche und allgemein der mitteleuropäischen Küche sind. Dies könnten die historischen Spuren aus der Zeit der Monarchie sein, die so lange überlebt haben.