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Unsere Bädertour

von Lucie Zemanová

Wenn man Ungarn sagt, stellt man sich neben Gulasch und Paprika auch die Thermen vor. Seit Jahrhunderten besuchen die Touristen aus der ganzen Welt die berühmten Thermalbäder in Budapest. Die Thermen gehören unbedingt zur ungarischen Kultur, und es gibt eine ganze Reihe von Bädern in dieser schönen historischen Stadt.

Im Februar dieses Jahres haben wir (meine Freunde und ich) uns entschieden, für ein paar Tage nach Budapest zu fliegen, um uns ein wenig zu entspannen. Wir haben viele Ausflüge unternommen und viel leckeres Essen gegessen. Den ersten unserer Ausflüge haben wir in zwei Thermen gemacht, denn wenn man schon mal in Budapest ist, muss man in die Thermen gehen. Wir haben die Thermen Rudas und Gellért ausgewählt, weil diese nach unseren Recherchen am ehesten auf behinderte Menschen eingestellt sein sollten. Aber auch das Internet kann falsche Informationen vermitteln, wie wir später erfahren haben.


Um Geld zu sparen und die Sehenswürdigkeiten in Budapest zu sehen und auch um spazieren zu gehen, haben wir uns entschieden, zu Fuß in die Therme zu gehen, obwohl es Februar war und ziemlich kalt. Wir sind von der Weselényi-Straße in Pest am Riesenrad auf dem Erzsébet-Platz vorbei durch das historische Zentrum und über die Erzsébet-Brücke gegangen. Schon von der Brücke, die nach der in Ungarn beliebten Kaiserin Sisi benannt wurde, sah man das große monumentale Gebäude auf dem rechten Donauufer in Buda, die Gellért-Therme, und die Rudas-Therme ist nicht weit von dieser entfernt.

Die Rudas-Therme wurde im 16. Jahrhundert, als Ungarn vom Osmanischen Reich besetzt war, errichtet. Man sieht die Spuren der osmanischen Kultur schon beim ersten Blick auf das Thermengebäude. In diesem Gebäude dominieren Säulen und die Kuppel, sie sind die Schlüsselelemente des türkischen Bades. Aber in der Rudas-Therme sind wir auf die ersten Schwierigkeiten gestoßen. Nach den Informationen, die wir nach langem Suchen im Internet gefunden haben, haben wir vermutet, dass sie den behinderten Menschen entgegenkommen, aber die Realität war anders – darum haben wir hier nur eine halbe Stunde verbracht. Das ist die Zeit, die man zum Umziehen braucht. Wir haben uns also entschieden, am nächsten Tag das andere Bad zu besuchen.

Wir haben uns für das Gellért-Bad entschieden, weil es das einzige war, das mit uns per Email kommunizierte. Dieses große und monumentale Gebäude der Therme und des Hotels Gellért wurde 1918 im Jugendstil erbaut. Als wir es betraten, bekamen wir gleich den Eindruck, als ob es ein Zaubertrick wäre, weil es scheint, als ob es drinnen größer wäre. Jetzt fingen aber die ersten, wenn auch die einzigen Unannehmlichkeiten in diesem Bad an. Weil wir kein Ungarisch sprachen, suchten wir eine gute halbe Stunde den Weg aus den Umkleidekabinen, weil die Aufschriften an den Wänden selbstverständlich auf Ungarisch waren. Es ist schwer über Stereotypen zu sprechen, weil wir kaum mit den Einheimischen in Kontakt traten, aber diejenigen, denen wir begegnet sind, waren sehr nett und hilfsbereit.

Im Bad haben wir den ganzen Nachmittag verbracht und unseren Aufenthalt dort recht genossen. Aus den Wänden, die mit Mosaiken ausgeschmückt waren, spürte der Besucher den Geist des Jugendstils. Für den Preis bekommt dieser Besucher neben dem heißen Wasser, vielen Saunas und Pools mit Sulfur- und leicht radioaktivem Wasser eine wunderschöne Möglichkeit, die Pracht der Jungendstilkunst zu bewundern. Was die Touristen auch bewundern können, ist die Tatsache, dass viele Ungarn den Aufenthalt im Bad als ein Gesellschaftsereignis wahrnehmen und es zum Beispiel mit dem Schachspiel verbinden; aber die Touristen haben fast keine Chance, einen Platz nahe dem Schachtisch zu finden. Die Schachtische sind in dem Außenbecken, und aus dem heißen Wasser sieht man nur die Köpfe von den einzelnen Schachspielern herausragen und ab und zu auch die Hände, wie sie die Schachfiguren ziehen. Neben den heißen Pools mit dem 40 Grad heißen Wasser haben wir auch die Pools draußen besucht. Die waren genauso warm, aber es war eine komische „Aktion“, als wir im Badeanzug hinübergelaufen sind. Wenn man es schafft, ist es (vor allem im Winter) sehr schwer, wieder zurück zu kommen.

Nach dem ganzen Nachmittag im Wasser, hatten einige von uns (auch ich) rote Flecken auf der Haut, aber das war nur eine kleine graue Wolke auf dem blauen Himmel des wunderschönen Tages mit den besten Menschen meines Lebens. Den Aufenthalt in Budapest haben wir sehr genossen, und wir haben uns entschieden, die Stadt bald wieder zu besuchen.