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Haben wir die Lesekompetenz verloren?

von Zuzana Kozáková

Immer häufiger begegnen wir Leuten, die auf ein Smartphone schauen und immer weniger denen, die ein Buch oder Zeitungen lesen. Haben wir mit dem Lesen aufgehört? Können wir eigentlich noch lesen? Das sind die Hauptfragen, die mich interessieren.Ich bin nämlich auch eine von denen, die auf ihr Handy schaut und in den sozialen Medien „rumscrollt“ und Videos anschaut. Aber warum? Heißt es jetzt, ich kann nicht mehr lesen? Ich habe doch das Lesen geliebt.

Als ich klein war, habe ich fast alle Bücher für Jugendliche in unserer Bibliothek gelesen, aber jetzt? Jetzt habe ich vor zwei Monaten ein Buch halb gelesen. Halb und nur darum, weil ich im Krankenhaus war und da keinen Empfang hatte. Sonst lese ich nie Bücher. Ich nehme mir nicht die Zeit, um es mir bequem zu machen und ein Buch zu lesen. Statt dessen habe ich fast alle Serien gesehen, die es auf Netflix gibt. Ich bin mir ganz sicher, dass es mehr Leuten genauso geht, zumindest in meiner Generation.

Ich lese aber immer noch. Ich lese verschiedene Blogposts und Nachrichten und was alles man im Internet finden kann. Aber keine Bücher. Wenn Sie mich fragen, ob ich eher gedruckte Bücher oder ein Lesegerät mag, dann sage ich: „Ein gedrucktes Buch ist viel besser!“ Aber ich nehme mir keine Zeit dafür. Ich habe das Gefühl, dass ich keine Zeit dafür habe, dass ich mit einem Buch nicht relaxen kann, dass ein Buch zu tragen, mir zu schwer ist. Statt eine vollständiges Kapitel zu lesen, lese ich mehrere kleine Nachrichten und Kommentare, die eigentlich die gleiche Menge von Buchstaben enthalten, aber nicht zusammenhängen.

Und vielleicht ist das der Grund, warum ich, und viele andere Leute, nicht mehr Bücher lese. Ich habe immer etwa zehn Minuten, um einen Text zu lesen, in der U-Bahn oder Straßenbahn, und dafür ist ein Kapitel zu lang. Aber mehrere Kurztexte sind kein Problem, denn ich kann sie immer unterbrechen und brauche nicht zu wissen, was in dem vorigen Text passiert ist.

Mein Leben ist einfach zu schnell für ein Buch. Das ist nicht gut. Ich stelle mir als Traum vor, in einer Hütte zu sitzen, mit einer dicken Decke und warmem Tee und ein Buch zu lesen, ein Ruheort. Leider kann ich mein Leben nicht stoppen oder verlangsamen und mir diesen Traum erfüllen. Dafür habe ich doch kein Zeit.

Meine Lesekompetenz habe ich aber nicht verloren. Lese ich das, was ich gerne lesen möchte? Nein. Genieße ich das Lesen? Auch nicht. Aber ich lese, ich lese immer noch so viel wie früher, nur auf einer andere Art und Weise. Und ich bin nicht die einzige.