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Clemens Setz: „Die Waage“. Von Daniela Suchá und Helena Horáková


„Die Waage“, eine Novelle von Clemens Setz, ist das Thema unserer Arbeit. Dieser österreichische Autor wurde 1982 in Graz geboren und hat Mathematik und Germanistik studiert. Zurzeit beschäftigt er sich mit Schreiben und mit Übersetzungen. In seiner Jugend war er (im Vergleich zu seinen Altersgenossen) ein Outsider. Laut seiner eigenen Worte interessierten ihn in der Jugend komplett andere Dinge als andere Kinder.
Seine Karriere als Schriftsteller war nicht von Anfang an geplant, denn in seiner Jugend interessierte er sich mehr für Computerspiele als für Literatur und das Lesen, womit er angeblich erst als 16-jähriger begonnen hat. Wie er selbst behauptet, hat das Lesen die Bausteine für seine “Schaffung“ gelegt. Als Autor bekam er mehrere Literaturpreise, davon war der erste im Jahr 2008 der renommierte Ernst-Willner-Preis für die Novelle „Die Waage“.

Der Autor beschreibt das scheinbar friedliche Leben eines erwachsenen Mannes. In seinem Inneren spielt sich jedoch eine Art Kampf ab, welchen unser Protagonist am Ende verliert. Die Geschichte selbst spielt in einem Mietshaus und die Hauptfiguren sind Daniel und seine Familie. Darüber hinaus lernen wir einige der Nachbarn kennen, insbesondere Herrn Greith und das Paar Gerd und Elfriede Kaiser – ein störendes Element im Haus. Am Anfang scheint alles monoton und normal zu sein, aber nur bis „die Waage“ im Hof Daniels Leben völlig zu verändern scheint, da er sie nicht aus seinem Kopf kriegt. Aus irgendeinem Grund fühlt er sich zu ihr hingezogen, aber gleichzeitig tut er alles, um seine Frau von ihr fernzuhalten, was wir uns nicht wirklich erklären können. Die Ehe ist nicht gerade harmonisch. Man würde fast denken, dass sie eine Krise durchmachen. Der Autor weckt in uns dieses Gefühl vor allem durch das Hervorheben von Daniels Wut gegenüber seiner Frau, bzw. dem Fakt, dass sie ständig außer Atem ist.

Diese Novelle ist einfach geschrieben, aber nicht so einfach zu verstehen. Der Leser hat mehrere Möglichkeiten, um die Handlung zu deuten. Das wichtigste Element ist die Waage. Sie steht in der Mitte des Hofes. Stellt sie eine “Waage der Werte“ – das Gewissen – im Daniels Kopf dar? Unabhängig davon, ob der Autor ursprünglich beabsichtigte, Daniels innere Zerrissenheit oder mangelndes Selbstwertgefühl auszudrücken, führt dieses mysteriöse Objekt unsere Hauptfigur am Ende der Geschichte zum unerklärlichen Verhalten. Er greift seine Frau mit Steinen an, verliert jegliche Selbstbeherrschung und fällt in Trance.