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Unfreiwillige Digitalisierung der tertiären Ausbildung. Von Michaela Pártlová


Derzeit gibt es niemanden, der nicht von der Corona-Pandemie betroffen ist. Die Pandemie trifft nicht nur unsere privaten Leben, sondern auch unsere Arbeit und Ausbildung und bringt einige Vorteile und Nachteile mit sich. Von einem Tag auf den anderen wurde die Ausbildung in den virtuellen Raum verschoben. Von Anfang an wusste niemand, wie lange es dauern wird. Heute ist es fast drei Monate, seit wir vor unseren Bildschirmen zu Hause sitzen. Die Digitalisierung ist ein sehr heftig diskutiertes Thema, weil sie schon lange vorhanden war und die Universitäten bereiten sich nur langsam darauf vor

Obwohl die Digitalisierung heutzutage unvermeidbar ist, kann man sie nicht unter den heute gültigen Bedingungen verwirklichen. Nicht nur die Studierenden, sondern auch die DozentInnen leiden unter dieser Situation. Der Komfort des Präsenzstudiums ist verschwunden. Die Verfügbarkeit der Quellen und Mittel, die wir zum Unterricht und Studium täglich brauchen, ist begrenzt oder unzugänglich. Unter welchen Bedingungen soll es zur Digitalisierung der tertiären Ausbildung kommen?

Laut Michael Kopp ist die Digitalisierung schon lange geplant und er bezeichnet die Corona-Krise als eine Möglichkeit für die Beschleunigung der Digitalisierung. Wir können von der Tatsache ausgehen, dass heute alles entweder digital oder online ist. Heutzutage ist es unvorstellbar, ohne Internet und digitale Welt zu leben. Die Digitalisierung der Ausbildung nehme ich also als einen weiteren Schritt wahr, uns mehr im virtuellen Raum zu verankern.

Die Universität als Institution hat eine lange Tradition und sollte nicht aus unserem Leben verschwinden oder durch den Online-Unterricht ersetzt werden. Unser Leben findet hauptsächlich im virtuellen Raum statt, dabei verlieren wir unsere sozialen Kontakte. Wenn wir uns mit jemandem persönlich treffen, sind wir nicht mehr fähig, mit ihm ein normales Gespräch zu führen. Es sind nicht nur unsere Kontakte, sondern auch physische und psychische Aspekte, die unter der Digitalisierung leiden. Wenn man stundenlang vor dem Computer sitzt, vermindert man die Bewegung und das kann zu gesundheitlichen Problemen führen.

Man sollte betonen, dass die komplette Digitalisierung nicht möglich ist. Kopp spricht von Teildigitalisierung, über sogenanntes blended learning. Ich kann mir vorstellen, dass diese Möglichkeit nicht für alle befriedigend wäre. Ich finde diese Möglichkeit nur für die Berufstätigen relevant. Zum Studium haben sie noch die Arbeit oder auch Familie und deswegen wenig Zeit, zum täglichen Unterricht zu gehen. Beim blended learning ist man nicht an den Computer gefesselt und was das Wichtigste ist: Alle Materialien für das Studium stehen unbegrenzt zur Verfügung. An dieser Stelle soll auch diskutiert werden, wie das blended learning während der Corona-Krise, oder während einer anderen Krise, ausgestattet sein sollte. Das heutige Problem ist, dass der Übergang zum Online-Unterricht unerwartet war. Weil es um einen Prozess geht, brauchen die Universitäten Zeit für diesen radikalen Übergang.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die komplette Digitalisierung der tertiären Ausbildung nicht  realisierbar ist, obwohl E-Learning für diejenigen, die arbeiten und sich nicht nur mit dem Studium beschäftigen, vorteilhafter wäre. Man sollte den persönlichen und sozialen Kontakt nicht vergessen. Meiner Meinung nach wäre es annehmbar, wenn es um sogenanntes blended learning ginge. Für die Berufstätigen wäre es ein Kompromiss, weil ihr Studium nicht komplett digitalisiert oder online verwirklicht werden kann. Wenn alles online wäre, dann könnten wir die Universitäten abschaffen. Aber die Studierenden und auch die Vortragenden brauchen ihren Platz, wo sie studieren, forschen und sich treffen können.